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 Die Radiosondierung : Start einer Ballonsonde
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Von F5ZV, F1SRX und DJ9VF

Siehe auch : Der Flug einer Wettersonde - Das Abhören einer Radiosonde - Die Radiosondierung - 

Jeden Tag werden von Meteo-France mehr als 12 meteorologische Ballonsonden in Frankreich gestartet. Die Station von Meteo-Suisse startet auf ihrem Bereich 4 Stück; die deutschen Nachbarn, die Italiener, Spanier und Engländer machen dasselbe. Die verwendeten Radiosonden sind jedoch nicht überall die Gleichen. Modulation und Protokolle der übertragenen Telemetriedaten variieren, jedoch ist die Art der übertragenen Daten standardisiert. Die erhaltenen Daten werden weltweit in einer gemeinsamen Datenbank gesammelt, von der wir wiederum Daten abrufen können um mit einem Programm zur Berechnung der Bahn eine Vorhersage zu erhalten.
Die Art und Weise wie eine solche Ballonsonden gestartet wird ist interessant, weil es dem Sondensucher eine Ahnung gibt wie das Ding wieder runterkommt.
Auf dem nebenstehenden Foto sieht man eine Radiosonde vom Typ Meteolabor fertig zum Start auf der schweizerischen Station von MeteoSuisse in Payerne. Ein sehr langer Faden, angebunden an einem ferngesteuerten Auslösegerät (links unten im Foto), hält sie noch zurück. Der kleine Bügel, in Form eines Fingers um den die Schnur hängt, wird dann zu einer genauen Uhrzeit (wir sind schließlich in der Schweiz) gedreht und damit freigegeben. Die Radiosonde selbst, kaum sichtbar auf dem Foto, ist relativ nah am Ballon. Diese Anordnung erlaubt auch einen Start bei starkem Wind.
Die Benützung einer solch langen Schnur (>20m) wird begründet mit :
- der Begrenzung von Einflüssen der Umgebung auf die Messung
- der Begrenzung von Schwankungen der Radiosonde, die unterhalb des Ballons hängt und damit Vermeidung von Fading bei der Abstrahlung und Verbesserung des Empfangs der GPS-Signale für Sonden die mit dieser Funktion ausgestattet sind.
- dem größeren Sicherheitsabstand zwischen dem Gespann und dem Boden in der Startphase (wie vorher unter Payerne erwähnt)
- der Möglichkeit, daß die Radiosonde bei der Landung nahe zur Erde zu kommt, selbst wenn der Fallschirm in Baumwipfeln hängen bleibt (was allerdings für die Technik der Radiosondierung selbst nicht weiter wichtig ist).

Einstellphase

Die verantwortlichen Techniker des Startortes montieren die Radiosonde auf einem Meßplatz (auf englisch "Ground Check Set"), hier z.B. das Modell GC25 von Vaisala, das die Initialisierung und Eichung der Sonde erlaubt. Zu diesem Zeitpunkt ist es auch noch möglich die Sendefrequenz auszuwählen oder zu justieren und mit einem Empfänger den Sender zu überprüfen. Gleichzeiting kann geprüft werden ob die Telemetriesignale korrekt sind. Auf dem Foto sieht man eine RS92-KL installiert. Der Meßfühler der Sonde für die Temperatur und Luftfeutigkeit ragt dabei in eine kleine Meßkammer dessen Werte (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) genau bekannt sind.
Die Fadenspule links über dem Gerät ist der sogenannte Abspuler der RS92 und enthält ca 30 Meter reißfester Schnur welcher von der Radiosonde bis hoch zum Fallschirm reicht oder gar bis zum Ballon falls kein Fallschirm verwendet wird.
In dieser Phase kann man als Sondenjäger ein paar hundert Meter entfernt von der Startstation die Sonde bereits gut hören und sich schon mal die Frequenz und Modulation merken.


Füllung

Circa 10 Minuten vor dem Startzeitpunkt trägt der Techniker nun die Radiosonde mit Abroller, Fallschirm und den Ballon aus Latex in den Abfüllraum. Das ist ein windsicherer Unterstand mit einem speziellen Arbeitstisch um den Ballon während der Befüllung vor einer Beschädigung zu schützen und auch, daß er sich nicht vom Füllstutzen (Punkt T auf dem Foto) losreißt.
Es existieren auch automatische Stationen die in der Lage sind vollautomatisch die Füllung des Ballons sowie den Start zu einer genauen Uhrzeit durchzuführen. Der Ballon wird solange mit Helium gefüllt bis er ein bestimmtes Gewicht (Punkt M) heben kann. Das bestimmt dann einmal die Steiggeschwindigkeit und damit auch in etwa die Höhe des Platzpunktes.
Alle Vorsicht zielt nun darauf, daß der gefüllte Ballon weder den Boden noch sonstige Objekte berührt (schon gar keine spitzigen oder kantigen) was zu einem früheren Platzen führen würde. Der Ballon hat nun einen Durchmesser von knapp zwei Metern. Während des Aufstieges dehnt sich dieser durch den unterschiedlichen Luftdruck im Inneren des Ballons und dem der Atmosphäre auf gute 10 Meter Durchmesser aus. (siehe : Die Hülle von Ballonsonden)
Für die Sonden von Modem, Vaisala oder Graw, ist die Schnur die die Sonde unter dem Fallschirm hält aufgerollt auf einem Abspuler. Das heißt, erst nach einigen hundert Meter Höhe ist die Schnur völlig abgespult. Die Techniker (oder das automatische Startsystem) wollen damit verhindern, daß sich die Schnur in Bodennähe an Bäumen oder sonstigen Hindernissen verheddert.

 
 Automatische Sondenstartmaschine in Saint-Hubert (Belgien). Unter dem kleinen Dächlein H stehen die Heliumflaschen. Der gefüllte Ballon wird zur vorgegebener Zeit über die Klappe C freigegeben.    Das Gebäude zur Füllung der Ballons von MeteoSuisse in Payerne. Man kann im Inneren einen Ballon während des Füllens erkennen.

Bearbeitung der Telemetriedaten

Die Aufnahme der Daten erfolgt automatisch. Die Empfänger sind mit einer automatischen Frequenznachführung (CAF = contrôle automatique de fréquence) ausgestattet, um bei Abweichungen der Frequenz der Radiosonde folgen zu können. Die Messung des Luftdruckes durch die Sonde erlaubt es zu erkennen wann der Ballon aufgrund des abfallenden Außendruckes und der immer größer werdenden Ausdehnung geplatzt ist. Damit werden die Messungen beendet. Die Phase des Abstiegs bzw. Absturzes sind nicht mehr von Interesse für die Radiosondierung. In der Tat ist die wichtigsten Messungen die der Troposphäre, auch Wetterschicht genannt, also der Teile der Atmosphäre, der vom Boden bis ca 16000 Meter hoch reicht.
Das nebenstehende Foto zeigt eine Empfangsstation für die Radiosonde Vaisala RS92-KL :
- links die Empfangsstation mit dem UHF-Empfänger Rx) und die Dekodierung der Telemetriedaten im Einschub D. Die benutzte LORAN-C-Auswerteinheit für die Lokalisierung der Sonde ist im obersten Rack L untergebracht
- rechts stehen die Rechner, die die erhaltenen Daten anzeigen und für die Eichung der Sonde vor dem Flug gebraucht werden.
Die RS92-KL die demnächst gestartet werden soll liegt noch auf dem Eichplatz G), die dazugehörige Wasserbatterie P) ist bereit für die Wässerung. Wenn ein Radiosondierung für wichtige Messungen aus irgendeinem Grund nicht funktioniert wird ein zweite Sonde auf einer anderen Frequenz gestartet.