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Von F5ZV, F1SRX und DJ9VF
Wenn man auf Sondenjagd ist, begegnet
man häufig Spaziergängern oder anderen Menschen im Wald
und auf dem Feld, die sich über das Herumgefuchtel des Sondensuchers
mit seiner Antenne wundern und einen schlußendlich fragen,
was man denn da eigentlich mache. So kommt schon das eine oder
andere Gespräch in Gang bei dem die Leute Fragen stellen,
die der Sondensucher bereitwillig beantwortet und nebenher die
Radiosonden erklärt. Hier ein Beispiel für ein solches
Gespräch.
Der Spaziergänger :
Darf ich
Sie fragen, was Sie da suchen ?
Der Sondenjäger : Ich suche eine Radiosonde, eine von diesen Ballonsonden,
die von Météo-France hochgeschickt werden um in
der oberen Atmosphäre die Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung
und Windgeschwindikeit zu messen. Das ist so eine kleine weiße
Dose, gerade so groß wie eine Butterdose, die an einem Ballon
hängt, der mit Helium oder Wasserstoff aufgeblasen ist. Sie
kann bis zu einer Höhe von 35 km hochsteigen und kommt nach
dem Platzen des Ballons wieder herunter. Die übertragenen
Messungen braucht das Wetteramt um eine Vorherschau des Wetters
zu machen.
Der Spaziergänger : Ah, dann arbeiten Sie für Météo-France
?
Der Sondenjäger : Nein überhaupt nicht, ich bin Funkamateur.
Aber ich habe einen kleinen Empfänger mit dem ich die Signale
der Radiosonde empfangen und mit meiner Spezialantenne anpeilen
kann, um festzustellen, in welcher Richtung ich sie finden kann.
Sobald sie in der Luft ist versuche ich ihr zu folgen und rauszukriegen
wo sie wohl landet. Wenn sie dann gelandet ist, dann suche ich
sie mit meiner Peilantenne.
Der Spaziergänger :
Kommen
die denn immer wieder am gleichen Ort runter ?
Der Sondenjäger : Eigentlich nie. Man weiß nur wo sie gestartet
werden, aber man kann nicht genau sagen wo sie landen werden.
Wenn man die Windrichtung bis in große Höhen kennt,
kann man mit einem Computerprogramm ungefähr die Region der
Landung ausmachen. Die Sonde, die ich suche, ist z.B. vor 1 1/2
Stunden in Nancy gestartet und ist jetzt über 20 km hoch
über den Vogesen. Weil der Wind in der Höhe mehr als
100 km/h schnell ist wird sie wohl im Süden vom Elsass oder
gar in der Schweiz dann mit einer Geschwindigkeit von 20 bis 30
Meter pro Sekunde runterkommen.
Der Spaziergänger : Aber ist das nicht gefährlich für die
Schweiz !
Der Sondenjäger : Ja und nein. Es kommen jeden Tag weltweit an die
2000 Wettersonden herunter mit einem Gewicht von etwa 300 Gramm,
das macht zusammen 600 kg, aber im gleichen Zeitraum kommen mehr
als 1000 kg an Meteoritenmaterial herunter. Ich kenne niemanden
der dadurch jemals verletzt wurde. Eine herunterfallende Sonde
würde auf einem Auto nicht mehr als eine Beule verursachen.
Statistisch gesehen, wenn ihr Garten 1000 Quadratmeter hätte,
müßten Sie 20000 Jahr warten bis Ihnen eine Sonde in
den Garten fällt... Die Umweltverschmutzung durch eine Radiosonde,
die auf die Erde fällt, ist nichts gegen das was die Wanderer
in Wald und Natur hinterlassen.
Der Spaziergänger : Was machen Sie denn wenn
sie eine gefunden haben? Geben Sie das Gerät dem meteorologischen
Zentrum zurück, das sie hochgeschickt hat?
Der Sondenjäger : Das kommt drauf an woher die Sonde kommt. Die Schweizer
reparieren die benutzten Sonden und gebrauchen sie wieder, aber
andere Länder nicht. Soweit wir Funkamateure das durch Erforschen
der Technik beurteilen können gibt es eigentlich nicht viel
zu reparieren außer die gebrochenen Meßfühler
und die verbrauchten Batterien auszutauschen. Aber ich denke die
Wiederaufbereitung wäre zu teuer zu den vergleichsweise geringen
Kosten einer Sonde im Vergleich zu all dem anderen Aufwand den
die Radiosondierung erfordert und selbst das ist ja noch wenig
für den Nutzen, den sie der Flugnavigation wert ist.
Also wenn sie mal so eine Sonde finden sollten, wäre nur
die Batterie auszubauen und im Problemmüll zu entsorgen.
Die Sonde selbst kann man gut als Souvenir für interessante
Technik behalten.
Der Spaziergänger : Was hören Sie denn da mit Ihrem Radio ?
(Auf das
Foto klicken um eine RS92-KL zu hören)
Der Sondenjäger : Das ist der Signalton der Radiosonde. Jede Radiosonde
hat da so ihren eigenen Ton. Das was man hier hört ist eine
Sonde vom Typ RS92-KL, hergestellt von der finnischen Firma Vaisala.
Ich dreh mal meine Antenne in die Richtung wo der Ton am lautesten
ist. Sehen Sie, so zeigt mir die Antenne die Richtung wo die Radiosonde
ist. Von der weiß ich sicher, daß sie heute mittag
in Nancy gestartet ist. An dem Ton, den die Sonde jetzt sendet,
kann ich erkennen, daß der Ballon bereits geplatzt ist und
die Sonde herunterkommt. In weniger als einer Stunde wird sie
auf einem Baum, in einem Feld oder gar auf einem Parkplatz sein.
Jch habe gerade noch so viel Zeit um in die Nähe des Landeplatzes
zu kommen, kurz bevor die Sonde auf dem Boden ist.
Der Spaziergänger : Ja, dann laß ich Sie jetzt lieber weitergehen.
Danke noch für die Erklärungen und viel Glück !
Der Sondenjäger : Danke, schönen Tag noch. Und immer zum Himmel
schauen, man weiß nie wann so ein Ding runterkommt !
Hier
kann man mehr erfahren über :
Die
Startorte von Wettersonden in Europa
Aus was
besteht eine Radiosonde ?
Die
Töne und Geräusche von Radiosonden (F)
Wie wird
eine Wettersonde gestartet
Historisches
über Wetterballone (F)