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  Die Radiosonde VAISALA RS92-KL
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Von F5ZV, F1SRX und DJ9VF

Siehe auch : Die "Wasserbatterie" (F) - Die Radiosonde VAISALA RS92-SGP - Die Radiosonde VAISALA RS80-67 - 1680MHz - Die Bahn einer Ballonsonde - Das Abhören von Radiosonden - Die Funkpeilung - Dekodierung der Telemetriedaten einer RS92-KL -


Beschreibung


Um das Jahr 2004 wurde die Baureihe der RS92, hergestellt bei der finnischen Firma VAISALA, um die RS92-KL erweitert. Sie sollte die RS80, die in großer Höhe nicht sehr zuverlässig und genau war, ersetzen. Die RS92-KL, die heute noch von Météo-France in Nancy sowie in Österreich und der Tschechei eingesetzt wird, ist kompakt und bietet eine ziemlich lange Lebensdauer bei ausreichender Stabilität der Aussendung. Das Modell KL beinhaltet einen Umsetzer VLF-UHF der die Lokalisierung der Sonde mit Hilfe des Systems LORAN-C erlaubt. Dabei werden die Laufzeitunterschiede von zwei Bakenstationen (Bakenpaar) ausgewertet und als 100 kHz LORAN-C-Signal zur Bodenstation gesendet. Insgesamt werden drei verschiedene Bakenpaare (Linie genannt) empfangen und ausgewertet. Gelegentlich gelangen auch mal die Aussendungen der Langwellensender "Franc-Inter" oder "Europa 1" (je nach Region wo, sich die Sonde befindet) auf UHF zur Ausstrahlung. Dieses Phänomen ist aber nicht störend und erlaubt trotzdem die leichte und sichere Ortung der Sonde.
Das Gehäuse der RS92 ist kompakt und schlank. Ein dünne unverdrillte Schnur von mehr als 20 Meter hält die Sonde am Fallschirm. Diese besonders lange Schnur schwächt das Hin- und Herpendeln etwas ab, das sich bei Turbulenzen während des Aufstieges des Ballons entwickeln kann.
Im Falle einer Landung in einem nicht allzu dichtem Wald, kann das schlanke Gehäuse leicht durch die Zweige bis zum Boden rutschen, während der Fallschirm gern in den Wipfeln hängen bleibt. Nach der Landung kann die Wasserbatterie heiß werden und es besteht die Gefahr des Auslaufens der Elektrolytflüssigkeit (leicht ätzend). Deshalb sollte nach Auffinden der Sonde gleich die Batterie entfernt und korrekt entsorgt werden. Diese Batterie ist nicht wiederverwendbar.
Die RS92-KL hat zwei Antennen : Eine ist oberhalb des Gehäuses entlang der Tragschnur zum Fallschirm angebracht und hat eine Länge von ungefähr 3,1 Meter und dient dem Empfang der LORAN-C-Sender, die andere ist unterhalb des Gehäuses für die Abstrahlung auf 403 MHz.
A : LORAN-C Antenne
B : Temperaturfühler (thermocap)
C : Fühler der Luftfeuchtigkeit (H-humicap)
D : 403 MHz Viertelwellenstrahler


Die Kenndaten

Gehäusemaße : Höhe : 90 mm (190 mm mit dem Meßfühlerband), Breite : 70 mm, Dicke : 75 mm
Gewicht : 220 Gramm mit der "Wasserbatterie"
Sendefrequenz : wird vor dem Start eingestellt und zwar abhängig von der Region. Beispiel : Lyon zwischen 403-404 MHz, Nancy zwischen 404-405 MHz. Frequenzdriftungen von 100 bis 200 kHz sind möglich. Der Frequenzsprung beim Aufprall ist moderat. Da das benutzte Frequenzband sehr breit ist, (mehr als 100 kHz) ist diese Frequenzdrift wenig störend.
Stromversorgung : 19 Volt bei einem Verbrauch von 110 mA. Die sogenannte "Wasserbatterie" wird wenige Minuten vor der Benutzung mit Wasser aktiviert. Dazu wird der Batterieblock für 5 Minuten in Wasser getaucht und dann abgetropft.
Lebensdauer : Sie ist garantiert mit 2 Stunden und 15 Minuten, erreicht aber in der Praxis mehr als 4 Stunden. (siehe weiter unten)
Modulation : FM-W (FM-wide). Man kann musikalische Tonfolgen im Sekundenrytmus und verschiedene Geräusche auf dem ganzen Band hören. Das kommt daher, weil der Transponder nicht nur das 100 kHz LORAN-C-Signal sondern auch einstrahlende Langwellensender in der Nähe von 100 kHz (siehe weiter oben) verstärkt und abstrahlt. Siehe auch die Tonaufnahmen auf der Internetseite mit den dekodierten Signalen einer RS92KL. . Sobald die Versorgungsspannung absinkt, wird die Modulation schwächer und klingt dann heiser. Sie kann auch ganz verschwinden, so daß nur noch der Träger vorhanden ist.
Sendeleistung : mehr als 200 mW
Meßfühler : PTU. Die Messung der relativen Luftfeuchtigkeit erfolgt abwechselnd durch die beiden Sensoren. Während der Eine benutzt wird, wird der Andere elektrisch beheizt. Das Band, das die Meßfühler für Temperatur und Luftfeuchtigkeit trägt, ragt weit aus dem Gehäuse heraus. Der Temperaturfühler ist aus einem dünnen Draht hergestellt und sehr zerbrechlich.

Die Internetseite von VAISALA bietet wenig Information über die RS92-KL.

Fallschirm und Fallgeschwindigkeit

Runde Form mit 6 Halteschnüren. Durchmesser : 103 cm bestehend aus Plastikfolie in der Farbe rot-orange, die schon von weitem gut sichtbar ist. Er ist ziemlich nahe am Ballon festgemacht. Die Fallgeschwindigkeit erreicht nach einer Stabilisierungsphase Werte um 500 bis 200 m/min (8 bis 3,5 m/s), je nachdem wie gut sich der Fallschirm öffnen konnte.
A : Reste der Ballonhülle
B : Fallschirm
C : Distanzring, der das Verheddern der Leinen verhindern soll
D : Schnur von 26 Meter Länge bis zur Sonde



Fotos

 
A : Sendeantenne für 403 MHz
TX : 403 MHz-Sender in gedruckter Schaltung
L : Loran-C-Antenne
C : Trägerband für die Fühler T und U
  A : Verbindung der Stromversorgung
C : Trägerband für die Fühler T und U
P : Luftdruckdose
M : Aufbereitung der Telemetriedaten


Modulation

Aufzeichnungen der Bodenstation von einer RS92-KL in etwa 20000 m Höhe.
1) Empfang der Modulation in AM
- Abstrahlung der LORAN-C-Signale ( 404,175 MHz)
- Abstrahlung der Mischprodukte mit einem Langwellensender (183kHz) ( 404,110 MHz) hörbar über ein breites Frequenzband
- Telemetriesignale allein ( 404,140 MHz)
2) in FM-W (FM-wide)
- Telemetriesignale allein ( 404,430 MHz)
- Telemetriesignale gemischt mit Ausstrahlung eines Langwellensenders ( 404,440 MHz)
3) Hier die Tonfolgen aufgenommen in AM, SSB, FM-N (FM-narrow), FM-W (FM-wide)
Die einzelnen Signale : Tonfolgen, das Knattern des Loran-C. Die Modulation ist leicht zu erkennen wenn man in AM über das 100 kHz breite Band fährt.

Die Jagd auf RS92-KL-Sonden

Die Lebensdauer der KL ist begrenzt auf 5 bis 6 Stunden, d.h. für die Zeit zum Suchen auf dem Boden hat man maximal drei Stunden. Bevor der Sender seine Funktion einstellt verschwindet die Modulation und es bleibt nur noch das Träger auf dem eventuell noch ein Rundfunksender zu hören ist oder auch kurzzeitige Loran-C-Signale (siehe auch weiter oben). Kurz vor dem Ende bemerkt man noch das Knacken von Sendeversuchen.
Eine gute Lösung ist das Arbeiten mit zwei Teams, die die Sonden peilen. Die letzte Peilung vor dem Verschwinden kann dann als sogenannte Kreuzpeilung auf einer Landkarte eingetragen werden. So kann das Team, das der Sonde näher ist, die Verfolgung im Zielgebiet aufnehmen.
Die Ausstrahlung der KL ist leicht zu erkennen und zu finden, da sie ein breites Band ausstrahlt, was auch den Einfluß von Störsignalen reduziert. So kann man an verschiedenen Stellen des Frequenzbandes die Sonde abhören. Am besten ist es, das Knattern der Loran-C-Signale in AM zu empfangen.
Die KL rutscht dank ihres schlanken Gehäuses viel leichter durch die Zweige von Bäumen, aber sie ist nicht so gut sichtbar wie die großen Radiosonden von früher. Die Schnur, die die Sonde am Fallschirm hält, ist aus unverdrilltem synthetischem Material. Sie ist sehr robust und man kann sie nicht mit der bloßen Hand abreißen. Wenn eine solche Sonde über dem Wald landet kommt es oft vor, daß die Sonde in Augenhöhe hängt, während der Fallschirm in den Baumwipfeln hängt.
Die Frequenz ist nicht so stabil wie der anderen Synthesizertypen aber das ist nicht so schlimm, denn der Frequenzdrift (hauptsächlich durch die Temperaturänderungen hervorgerufen) ist relativ langsam und bezogen auf die Bandbreite nicht so groß. Erst wenn die Batterien zu Ende gehen kann der Frequenzdrift 500 kHz erreichen. Falls man mal kurz das Signal verloren hat, macht es Sinn mit großen Abstimmungsschritten auf höheren Frequenzen zu suchen.

Frequenzdrift als Funktion der Batteriespannung

Die Auswertung mit einer RS92KL wird in nebenstehender Kurve gezeigt.
Wenn die Versorgungsspannung unter 14 Volt fällt, steigt die Sendefrequenz. Die Drift kann bis zu 500 kHz erreichen, wenn der Sender nicht abschaltet.
In grün : Die Modulation ist vollständig, das Knattern der Loran-C-Signal mit Tonfolgen und eventuell noch im Hintergrund ein Langwellensender.
Stromverbrauch : um die 75 mA.
In orange : Die Tonfolgen verschwinden, man hört nur noch die Loran-C-Signale und eventuell im Hintergrund einen Langwellensender. Der Stromverbrauch fällt auf 60 mA
In rot Es ist nur noch der Träger vorhanden, der erst unterhalb 10,5 Volt abbricht (die Nominalspannung der Wasserbatterie ist 19 Volt). Man kann dann noch für einige Minuten Sendeversuche ohne Regelmäßigkeit beobachten oder ein kurzes Knattern. Dann steht das Ende an

Festgestellte Lebensdauer

Sie scheint auch von der Umgebungstemperatur abzuhängen und der Art wie die Batterie gewässert wurde.
- Vollständig Modulation (grüne Balken im Diagramm gegenüber) : mehr als 4 h
- Träger allein (orange Balken) : länger als 5 h, einmal sogar über 7 h.
Beispiele : Lyon (5:30 h,) - Trappes (5:20, 6, 6:40 h) - Nancy (6, 5:30, 5:40 h, )