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Auswertung der Dekodierung um den Landepunkt herauszufinden
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Siehe auch : Der Empfang von Radiosonden - Erkennung der Sonden mit dem Gehör - Liste der Standorte für Radiosondierung in Westeuropa und die verwendeten Sondentypen - Das Programm SondeMonitorDie Radiosonde VAISALA RS92-AGP -


Der Nutzen der Dekodierung


Die RS92-SGP, besonders aber die RS92-AGP hat, sobald sie am Boden liegt ein recht schwaches Signal, das man gerade so 2 bis 3 km noch hören kann. Hängt sie jedoch hoch auf einem Baum kann sie noch viele km zu hören sein. Die Sendeleistung der SGP liegt so bei 60 mW.
Die Chance also, eine am Boden liegende Sonde aus größerer Entfernung noch anzupeilen, ist recht klein. Es sei denn, daß mehrere Beobachter kurz vor dem Verschwinden des Signals noch eine Kreuzpeilung gemacht haben und so die Landestelle besser ausgemacht haben.
Für einen einzelnen Beobachter gibt es nur eine Hilfe um die AGP-Sonde wiederzufinden, nämlich die Dekodierung der Bahnspur bis zum Verschwinden des Signals. Dann muß das noch fehlende Stück der Spur bis zum Aufschlag durch Extrapolation ergänzt werden. Das ergibt einen theoretischen Landepunkt der zwar recht ungenau ist, aber doch große Chancen bietet, die Sonde in diesem Gebiet durch Wiederaufnahme des Signals zu peilen und zu finden.

Dekodierung an der Feststation

Wer eine leistungsfähige Empfangsstation besitzt, (Antenne mit hohem Gewinn, Vorverstärker, empfindlicher Empfänger) der kann auch noch schwache Signale 100 km und weiter sauber dekodieren. Ab dieser Entfernung verliert sich das Signal dann bei einer Höhe von etwa 5000 Meter. Entsprechend den verschiedenen Windstärken in 5000 m bis zum Boden kann die Sonde deshalb bis zur Landung noch einige hundert Meter oder gar einige km zurücklegen. Um nun das Landegebiet auszumachen ist nichts weiter zu tun als auf der Landkarte mit der Bahnspur die Position bei 6000 m und dann bei 5000 m zu notieren und die Strecke dazwischen 5 mal zu verlängern um den Landepunkt (grob geschätzt) zu ermitteln.
Von diesem Punkt aus ist die Chance groß, das Signal mit dem Peilempfänger wieder aufnehmen zu können. Eine exponierte Lage in der Nähe davon kann sogar noch besser sein.
Ein Vorteil dieser Methode ist, daß man sich noch überlegen kann ob es sich überhaupt lohnt bei schwierigem Gelände das Landegebiet aufzusuchen (z.B. hohe Berge, Seen oder gar Sperrgebiete verschiedener Art).


Mobile Dekodierung

Um eine höhere Genauigkeit zu erreichen ist es am besten sich in die Nähe eines vorausberechneten Landeplatzes zu begeben. Wenn man dort eine Stelle findet mit Antennenfreiheit in alle Richtungen kann man die Sonde praktisch bis zur Landung dekodieren. Aber auch hier kann es passieren, daß die Sonde wegdriftet und das Signal schon einige 100 Meter über dem Boden nicht mehr aufnehmbar ist. Um die anschließende Bodenpeilung zu erleichtern kann man die obige Methode auch hier anwenden (muß man aber nicht - kann jeder machen wie er will).
Die Gerätschaften für die Unterstützung der Peilung vor Ort :
- Tragbarer PC, vorzugsweise mit Stromversorgung durch die Autobatterie, da sich manche Beobachtungen doch in die Länge ziehen
- Ein Verbindungskabel vom Ausgang der Empfängers zum "Line-In"-Eingang der Soundkarte
- Das Programm SondeMonitor auf dem PC installiert
- Eine aktuelle Almanachdatei (vor dem Einsatz prüfen)
- Geeignete und vorbereitete Dateien mit Landkarten der betreffenden Region für das Programm SM
- GPS Navigationsgerät bzw. normale Straßen- und Wanderkarten
Das Arbeiten mit dem tragbaren PC im Auto ist nicht gerade üblich. Deshalb lohnt es sich die Ergonomie der geplanten Installation schon Tage vorher zu testen. Schließlich muß man Empfänger, PC und gegebenenfalls auch noch eine drehbare Antenne bedienen, standmobil natürlich. Auch für Ausbreitung normaler Wanderkarten braucht man Platz, usw.
Weiter ist die Verwendung eine GPS-Maus am PC denkbar. Dafür wählt man in SM das Untermenü "Options/GPS/Input setup" und aktiviert den dafür getesteten Port mit "Options/GPS/Input enable".


Beispiel für die Dekodierung im Gelände

Das nebenstehende Bild zeigt ein Beispiel einer Dekodierung im Gelände (von Punkt
A aus) von einer RS92-AGP dessen rote Bahnspur auf der Karte zu sehen ist.
Die Unterbrechung der Aufzeichnung rührt von dem Umschalten der Antennen her. Am Anfang wurde noch mit der Lambda/4 Antenne auf dem Dach empfangen. Als das Signal dann sehr schwach wurde, kam die 9 Element Yagi zum Einsatz. Schließlich verstummt das Signal in 700 Meter ü.M. (300 m über dem Boden).
Der rote Ring zeigt die letzte Schätzung des Aufschlagpunktes von SondeMonitor als Funktion der letzten dekodierten Übertragung. Der Punkt
B zeigt den tatsächlichen Landepunkt.
Man hat aber nicht immer so eine detaillierte Karte zur Hand und das ist auch nicht unbedingt notwendig. Das Ziel ist vielmehr den Aufschlagspunkt aufgrund der Dekodierungen der letzten Minuten zu bestimmen.
Falls die Radiosonde an einem Baum hängengeblieben ist mit freier Sicht nach oben, kann man weiterhin aus den dekodierten GPS-Daten die Koordinaten verwerten. Aber sicher ist man da nicht, die Daten können nach dem Aufschlag auch falsch sein.




Das Fenster "Sonde Finder"

Das nebenstehende Bild zeigt das Fenster, in dem die Richtung der Sonde und die Richtung der geschätzten Landestelle anzeigt wird.
Der gelbe Pfeil zeigt exakt in Richtung der Sonde, während der rote Pfeil auf die geschätzte Landestelle weist. Der rote Pfeil ist erst zu sehen wenn sich die Sonde nach dem Platzen des Ballons im Abstieg befindet.
Die Werte des aktuellen Fluges sind gruppiert in Kategorien :
- Sonde : augenblickliche Position und Höhe (ungefähr)
- Ref. : Position des Beobachters (definiert im Menü Options/Home location)
- Aim : Die Koordinaten des geschätzten Landepunktes.
- Azimuth : Richtung der Sonde
- Elevation : Erhebung der Sonde aus der Sicht des Beobachters (definiert im Menü Options/Home location
- Slant Range : Entfernung zur Sonde (vom Beobachter diagonal zur Sonde hoch)
- Horiz Range : Entfernung zur Sonde (horizontale Entfernung)
- Rel. bearing :

Alle Koordinaten sind ausgedrückt in Grad und Minuten (die Minuten in Dezimalform).




Die Vorhersage des Landepunktes mit SondeMonitor

In der Weiterführung des Beispiels im vorherigen Abschnitt kann man sehen wie SondeMonitor die Vorhersage der Landestelle laufend verfeinert.
Auf dem nebenstehendem Luftbild repräsentiert die rote Linie die Spur der RS92-AGP dekodiert von SondeMonitor. Aus der Liste der Messungen sind vier Messungen dargestellt, gekennzeichnet durch kleine farbige Quadrate, mit der jeweils zu dieser Zeit gegebenen Vorhersage :
4 : Position in 935 m Höhe
3 : Position in 827 m
2 : Position in 745 m
1 : Position in 650 m Höhe
Dem ist noch hinzugefügt :
0 : der reale Aufschlagspunkt im Gelände
Die vier farbigen Punkte (4 - 1) mit den roten Markierungen von SondeMonitor zeigen jeweils die zu diesem dekodierten Meßpunkt die berechnete vorrausichtliche Landestelle.
Hier im Beispiel, kennt das Programm die Strecke zwischen Punkt 2 und Punkte 1 sowie die aktuelle Wind- und Fallgeschwindigkeit und interpoliert diese Linie solange, bis sie gerade das Niveau des Meeresspiegel erreicht, in unserem Fall den Punkt in violetter Farbe. Diesen Punkt markiert das Programm mit einem roten Ring. Achtung: Da das Programm die Höhe des überquerten Gelände gar nicht kennt berechnet das Programm die Landung immer für die Meereshöhe. Aus diesem Grund sind die Vorhersagen praktisch immer zu weit gerechnet. In Meereshöhe sind sie noch richtig aber je höher das Gelände des Landpunktes liegt umsomehr ist der geplante Landepunkt zu weit gerechnet und muß dahingehend korrigiert werden.
Man kann feststellen, daß es eine große Streuung und laufende Änderung des vorhergesagten Aufschlagpunktes gibt. Der rote Markierungsring hüpft dauernd hin und her, nicht etwa in größeren Abständen wie in unserem Beispiel.
Trotz der unstabilen Ansage ist diese Vorhersage eine große Hilfe und umso genauer je mehr sich die Sonde dem Landepunkt nähert. In dem Moment in dem man das Signal verliert, erlaubt es eine gute Vorhersage des Landepunktes wenn sich die Windrichtung bis zum Boden nicht mehr ändert. Natürlich, zu 100% kann man sich nicht darauf verlassen.

Die Genauigkeit der Dekodierung

Im Gegensatz zur M2K2 wo der Trimble-Empfänger die Position der Sonde liefert, müssen die RS92SGP oder AGP nichts weiter als die empfangenen GPS-Daten weitersenden. Das Programm SondeMonitor errechnet dann mit Hilfe von Almanach oder Ephemeriden die exakten geografischen Koordinaten sowie die Höhe der Sonde.
Im Fenster "processing SGP sonde" von SondeMonitor gibt der Wert "GPS residual" (= Nachhinken) ein Gefühl für die Genauigkeit der Dekodierung. Ein Wert von beispielsweise 51 m bedeutet aber nicht, daß dieser Wert 51 m vorher berechnet wurde. Die Ungenauigkeit ist weit größer, wie man auf dem nebenstehendem Beispiel sehen kann.
- Der Punkt
A ist der letzte berechnete Aufschlagspunkt, definiert durch die Koordinaten "aim longitude" und "aim latitude" im Fenster "sonde finder". Er ist berechnet für das Niveau des Meeresspiegels.
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Bei Punkt C wurde die letzte Dekodierung übertragen aus einer Höhe von 677 m (ungefähr).
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Der Punkt B ist also der theoretische Landepunkt auf dem Boden, d.h. in etwa 400 m Höhe, geschätzt durch Interpolation.
- Der Punkt
IP ist die tatsächliche Landestelle, gemessen mit GPS nach dem Auffinden der Radiosonde. Die Entfernung zwischen B und IP ist schätzungsweise 200 m.
Dieser Fall ist besonders günstig, da die Ungenauigkeit der dekodierte Bahnspur die meiste Zeit vorher deutlich größer war. Die Nahfeldpeilung wird sich aber dadurch auch nicht ganz vermeiden lassen, außer man findet ein besonders übersichtliches Gelände.